Echo – Melanie Dreuw

 

Im Ausstellungsraum befindet sich ein kleiner kubischer Pavillon mit schwarz verhängtem Eingang. Aus dem Inneren dringt ein dumpfes Schlagen oder Pulsieren. Beim Betreten der schwarz ausgekleideten Dunkelkammer fällt der Blick auf ein projiziertes schlagendes Herz in Ultraschall-Aufnahme. Im Rhythmus des Filmloops schiebt sich der zu hörende Puls als grün leuchtendes ornamentales Band von links ins Gesichtsfeld und umläuft nach rechts den engen Raum, erlischt und beginnt von neuem. Ein Elektrokardiogramm. So weit – so verständlich.
Es ist eng und es ist warm. Das Schlagen ist durchdingend. Nicht nur die Ohren hören, der Körper als Ganzer spürt jeden Schlag, als hätte man sich zu nah an die Lautsprecherbox eines Open-Air-Konzertes gewagt. Als sollte das Herz derer, die eintreten, diesem Puls folgen. Unruhe. Techno-Musik z.B. kann dem Herzschlag den Takt geben – heißt es. Aber warum beschleicht einen hier das Gefühl, dass das Herz vielleicht nicht die Quelle ist? Es hat einen anderen Takt. Ist es ein anderes Schlag-Zeug? Nein ist es nicht. Es ist in der Tat der Herzschlag der Künstlerin. Was hat diese „camera cordis“ als „camera obscura“ ganz anderer Art, dieses - wenn man so will – Privateste aber nun mit mir als Betrachter oder der Kunst zu tun? Für was kann dieses aus der Norm und „aus der Art geschlagene“ die Basis sein? Zum Beispiel für ein Leben. Sagt das etwas über Kunst?

Text: Stefan Hölscher